Wie man schon unschwer als geneigter Leser dieses Blogs erahnen konnte, geht es im heutigen Beitrag um den FNB Sandman Triathlon in Swakopmund, Namibia. Das große Finale war also das Rennen am 3. Dezember 2017. Wenige Tage zuvor war ich aus dem kalten Deutschland nach Windhoek, der Hauptstadt von Namibia angereist und hatte die Möglichkeit, mich ein wenig zu aklimatisieren. Die Herausforderung war von nass, kalt auf trocken, heiß umzustellen. Bemerkenswert, wenn man nach 20min Radfahren einen komplett trockenen Mund hat. Das wäre in Deutschland wahrscheinlich nicht passiert.
Mein Fazit vorneweg:
In meinem kleinen Projekt ging es mir darum – nach fast 10 Jahren - endlich mal wieder eine sportliche Herausforderung in Angriff zu nehmen. Ich hatte in den 10 Jahren vor meinem Projekt fast 25 Kilo zugenommen. Davon konnte ich im letzten Jahr ca. 15 Kilo wieder abnehmen. Und last not least: Ich mache wirklich gern Triathlon, ich mag das Training, ich mache gerne Rennen (wenn ich gut vorbereitet bin). Diese Liebe zum und Begeisterung für den Sport wollte ich endlich wieder spüren und auch gern mit euch, meinen „Sportsfreunden“ teilen. Ich glaube, alle Ziele erreicht. Vielen Dank für eure Unterstützung und Aufmerksamkeit!
Wo ist eigentlich mein Rad?
Norcom Straight 1.3 - hätte es werden sollen[/caption] Vor der Abfahrt gab es natürlich noch einen kleinen Aufreger, da mein Rad, das Fuji Norcom Straight 1.3 (2018) nicht rechtzeitig ankam. Geplant war eigentlich schon seit September, dass es im November frühzeitig ankommen sollte. Also wechselte ich kurzzeitig mit der freundlichen Unterstützung von Harald von Hoogstraten von Fuji auf die 2017er Variante des gleichen Rades. Einen Tag vor Abflug kam dann doch das Rad an. Mit Hilfe von Frank Sievert, dem Store-Manager vom triathlon.de Shop München, konnte ich es am Vorabend noch aufbauen. Herzlichen Dank an Frank und Harald: Ohne eure Hilfe hätte ich mir ganz schön was einfallen lassen müssen!
Aufwärmen in Windhoek
Zwei Tage vor dem Sandman Triathlon reiste ich dann weiter von Windhoek nach Swakopmund. Dort angekommen, war das Wetter nebelig und mit 10° überraschend kühl. Kein Wunder, dass sich die Deutschen hier so wohl gefühlt haben, denn in Swakopmund fühlt es sich mehr nach Hamburg als nach Afrika an. Am Tag vor dem Rennen stand noch das übliche Briefing an, anschließend Sachen zusammenlegen und Abendessen im beliebten Fisch-Restaurant....das war wahrscheinlich ein Fehler.
Böses Erwachen
Das Essen schmeckte eigentlich sehr gut, aber in der Nacht begann mein Magen zu rumoren und von Mitternacht bis um 6 Uhr morgens musste ich immer wieder zwischen Bett und Keramik pendeln. Hatte ich etwas Schlechtes gegessen? War ich einfach nur nervös? Mir war klar, dass Durchfall keine optimale Vorbereitung für ein Triathlon-Rennen ist und dass der Wasserverlust durchaus kritisch sein kann. Ich hoffte inständig, dass ich trotzdem das Rennen halbwegs ordentlich absolvieren konnte.
Trockenes Brot zum Frühstück
Das Frühstück im Strandhotel ist eigentlich sensationell. Ich habe schon eine ganze Menge Hotels gesehen, aber ich kann mich nicht erinnern, jemals ein besseres Frühstück gehabt zu haben. Um so ärgerlicher war es, dass ich an diesem Morgen auf Tee und trockenes Brot ausweichen musste. Die gute Nachricht des Tages...anders als am Ankunftstag, war das Wetter am 3. Dezember 2017 super. Kein Wölkchen am Himmel und schönster Sonnenschein. Um 06:30 rief dann noch einmal die Natur und wie durch ein Wunder, war – mit Anziehen des Neos – alles gut.
Flipper schwimmt auch mit
Pünktlich um 7 Uhr fiel der erste Start-Schuss für die „Ultra-Distanz“, wie die Mitteldistanz beim Sandman Triathlon genannt wird. Ich stürzte mich mit den anderen ins Wasser und folgte dem Dreiecks-Kurs, der insgesamt 5x zu durchschwimmen war. Nach wenigen Metern sah ich beim Atmen, wie links neben mir „flip“ ein Delphin sprang. Ein Schauer lief mir über den Rücken und ich wusste, heute wird alles super. Keine Ahnung warum, aber es war einfach gut. Später berichteten uns die Zuschauer, dass offensichtlich zwei Delphine in der Bucht übernachtet hatten und uns auf unserer ersten Runde durch die Bucht begleiteten. Das Schwimmen selber lief ganz gut. Ein Langstrecken-Schwimmer aus Swakopmund hatte sich von Anfang an abgesetzt und war auf dem Weg zu einem neuen Streckenrekord gemacht. Dahinter zog sich unser Feld und ich konnte gut in der ersten Verfolgergruppe mitschwimmen, aber keinen Druck machen. Als Fünfter kam ich dann aus dem Wasser, ab in die Wechselzone und Neo aus. Dort zog ich das Oberteil von meinem Aero-Einteiler über. Ich hatte beim Training vorher festgestellt, dass mich der Einteiler beim Schwimmen stört und hatte ihn bis zur Hüfte heruntergerollt. Unter Belastung und wenn man schön nass ist, ist das natürlich ein Wahnsinns-Gefummel. Also Helm auf, Startnummern-Band um und dann das Rad aus der Wechselzone rausschieben. Dieser Wechsel war nicht wirklich optimal und als ich nach ein paar Kilometern aus Swakopmund heraus war, hatte ich endlich alles eingestellt und meine Sitzposition war ok, die Ärmel vom Einteiler waren richtig hingedreht.
Achtung Gegenwind
Es lief, mit zunehmenden Rückenwind konnte ich bis zum ersten Wendepunkt gut rollen. Auf dem Rückweg lachte uns dann der Rückenwind von vorher ins Gesicht. Plötzlich fühlte sich auch die Straße, die nicht aus Teer besteht, sondern eine Salzpiste ist, ziemlich ruckelig an. Trotzdem schaffte ich es, auf drei andere Athleten aufzufahren und diese zu überholen. Die Radrunde ist insgesamt 45 Kilometer lang und muss damit 2x durchfahren werden. Nach der ersten Runde fühlte ich mich richtig gut und war bereit Druck zu machen. Mein Tacho zeigte mir an, dass ich konstant zwischen 200 und 220 Watt trat. Auf einmal bemerkte ich, dass mein Lenker immer weiter nach links wanderte, während mein Rad weiter gerade aus fuhr. Als die Abweichung bei 45° lag, entschied ich mich, kurz anzuhalten und den Lenker zu fixieren. Zum Glück hatte ich ein Mini-Tool dabei. Aber was war passiert? Durch die ruckelige Piste, hatten sich die Schrauben des Vorbaus leicht gelöst und mit jedem Ruckeln wanderte der Lenker weiter nach links. Also anhalten und Tool raus, wusch, wusch, die ersten zwei Athleten, die ich auf der ersten Runde überholt hatte, fuhren wieder an mir vorbei. Wusch...Nummer drei war dann auch wieder vor mir. Naja, aber auch jede Schraube ist irgendwann mal fest und es ging wieder aufs Rad. Auf dem Rückweg nach Swakopmund begrüßte mich dann wieder der kräftige Gegenwind von vorher und einen meiner Konkurrenten konnte ich noch einsammeln.
Die letzten drei Kilometer hätte ich nicht unbedingt gebraucht
Der Rad-Lauf-Wechsel funktionierte super und die ersten Meter fühlten sich auch gut an. 1. Kilometer und mein Garmin meldete mir 4:45min. Ok...eigentlich ein bisschen zu schnell, aber ich war bewusst locker angelaufen und ich fühlte mich gut. Mittlerweile war es auch schon kurz vor 11 und das das Thermometer auf ca. 30° geklettert. Die Laufstrecke ist eine 7-Kilometer-Runde, die insgesamt 3x zu absolvieren ist. Die Hälfte der Runde geht es mit Rückenwind an der Promenade entlang. Der Rückweg führt etwas ins Land versetzt auf der Straße, mit Gegenwind und ohne Schatten zurück zur Wechselzone. Die 1. und 2. Runde liefen super. Ich konnte meinen Laufschnitt gut um die 5 Minuten halten und lag auf Kurs 1:45 h für den Halbmarathon. Mit dem Einstieg in die dritte Runde merkte ich aber, wie langsam die Kraft nachließ und auch die Kilometer-Zeiten immer weiter runter gingen. Die letzten drei Kilometer waren Kampf, aber ich bin alles durchgelaufen und als Gesamt-Fünfter und erster in meiner Altersklasse im Ziel eingelaufen. Kurz gesagt:"Die letzten drei Kilometer hätte ich eigentlich nicht gebraucht." Aber Moment, genau die drei Kilometer sind es, die den Unterschied ausmachen. Das ist der Unterschied zwischen ins Ziel gerollt und für das Ziel gekämpft. Mein Zeit-Ziel unter 5 Stunden zu bleiben habe ich zwar am 3. Dezember nicht geschafft. Aber ich habe bis zum Ende gekämpft und alles, was ich konnte gegeben. Und genau darum geht es und das ist der Unterschied, den die letzten 3 Kilometer ausmachen.
Warum der FNB Sandman Triathlon und Namibia eine Reise wert sind!
Der Sandman ist ein kleiner aber liebevoll organisierter Triathlon. Ein bisschen hat er mich an die Triathlons erinnert, wie sie früher bei uns waren. Athleten messen sich sportlich miteinander, haben Spass zusammen und sind fair untereinander. Dafür braucht es keine Zeitnahmechips und keine Strassen-Vollsperrung. An dieser Stelle vielen Dank an Yvonne und Mark Brinkmann, die Organisatoren des Sandman Triathlon. Nach dem Triathlon ging es noch auf eine knapp zweiwöchige Rundreise durch Namibia. Allein das wäre mehrere Beiträge auf triathlon.de wert. Ich möchte nur kurz die die Stationen zusammenfassen: Namib-Wüste, Sossusvlei, Maltahöhe, Omaruru, Etosha National Park, Damara Land, Brandberg, Uis, Windhoek. Was macht Namibia aus? Es ist ein riesiges, wildes und dünn besiedeltes Land. Die Landschaft ist unheimlich vielfältig und oftmals atemberaubend. Wir haben sensationell gegessen - man sollte aber nicht unbedingt Vegetarier sein. Und wer gern Wild-Tiere beobachtet, kommt hier voll auf seine Kosten. Das ganze kann man an jeder Stelle - wenn man will - mit sportlichen Herausforderungen kombinieren.
Vielen Dank!
Ich weiß nicht, ob man das so macht, aber ich empfinde es so, daher möchte ich kurz meine Dankbarkeit zum Ausdruck bringen. Allen voran natürlich Martina Stehr, die mich beim Rennen unterstützt hat und die tollen Fotos gemacht hat, aber auch weil sie alles in der Vorbereitung und in Namibia (fast) klaglos mitgemacht hat. Dann natürlich Harald von Fuji, der dafür gesorgt hat, dass ich am Ende doch noch ein Top-Rad am Start hatte. Vielen Dank an Totti von Saucony, dank dir hatte ich die besten Schuhe für mich. Danke an Christoph, Frank und Stephan von den triathlon.de Shops Berlin, München und Nürnberg, dass ihr mich mit Rat, Tat und Material unterstützt habt. Und natürlich auch vielen Dank an Yvonne und Mark, die dieses tolle Event vor allem aus Liebe zum Sport organisieren. Sandman Triathlon und Namibia: Ich komme gerne wieder!
Zur Website vom FNB Sandman Triathlon
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Fotos: Martina Stehr