Vom Windschatten zum Wasserschatten – was an Land auf der Radstrecke im Wettkampf zumeist verboten ist, kann euch im Wasser einige Vorteile bringen. Denn auch vom Wasser-Sog des Vordermannes kann man profitieren. Schwimm-Experte Ben Reszel anadysiert in diesem Beitrag die Effekte des Wasserschattenschwimmens.
Die Physik: Wie zu Lande, so auch im Wasser
Die Vorteile die man aus einem Wasserschatten ziehen kann, sind denen des Windschattenfahrens sehr ähnlich. Allerdings steckt ein etwas anderes physikalisches Prinzip dahinter. Wir wollen zunächst kurz erklären, warum der Wasserschatten schneller machen kann.
Grundlage zur Erschließung ist das Medium Wasser, in dem wir uns beim Schwimmen fortbewegen. Ein Schwimmer vor dir teilt die vor ihm befindliche Wasserwand, wodurch sich dein Widerstand von vorne reduziert. Des Weiteren fließt das Wasser hinter dem Schwimmer wieder zusammen und erzeugt eine Art Sogeffekt durch das sich bereits in Bewegung befindende Wasser. Kurzum sind wir also schneller dank eines verringerten Wasserwiderstandes von vorn und durch die Eigenbewegung der Wasserteilchen. Genug Theorie, nun zur interessanten und nützlichen Praxis.
Die Vorteile: Schneller oder entspannter
Der Wasserschatten spielt eine nicht zu unterschätzende Rolle. Wenn man den „Windschatten“ beim Schwimmen zu seinen Gunsten nutzt, kann man Energie sparen. Studien weisen im Wasser, abhängig von Nähe und Winkel zum Vordermann, Einsparungen des Wasserwiderstandes von drei bis 20 Prozent aus. Dies kann man bei gleichem Schwimmtempo in eine Kraftersparnis umsetzen, um so etwas ausgeruhter auf die Radstrecke gehen zu können.
Ebenso kann man die Energieeinsparung direkt in eine schnellere Schwimmzeit ummünzen, indem man konsequent hinter einem vermeintlich schnelleren Schwimmer „hinterher gleitet“. Der minimale Wert von cirka drei Prozent Geschwindigkeitszunahme bedeutet bei einer Langdistanzschwimmzeit von einer Stunde, immerhin knappe zwei Minuten Zeitersparnis.
Dranbleiben!
Die günstigste Position im Sinne der Einsparung des Wasserwiderstandes, liegt dabei cirka 50 Zentimeter genau hinter dem Vordermann. Andere Überlegungen betreffen die motivationale Ebene. Schneller aus dem Wasser, schneller auf dein Rad und schneller im Ziel bedeuten zumeist auch einige Plätze weiter vorn auf der Ergebnisliste.
Aber aufgepasst, wer über seinen Möglichkeiten schwimmt, kehrt die Vorteile schnell in einen Nachteil um und kommt im unangenehmsten Fall völlig erschöpft aus dem Wasser. Ein weiteres Risiko stellen die Füße des Vordermannes für Kinn, Gesicht und den richtigen Sitz der Schwimmbrille dar. Man sollte also nicht zu dicht aufschwimmen.
Theorie und Praxis
Genauso ist es bei falscher Positionierung möglich, gegen die „Bugwelle“ des Vorausschwimmenden ankämpfen zu müssen. Dies verringert den Vorteil und kann auch dazu führen, dass man mehr Wasser schluckt als üblich. Wer hingegen an den Füssen des Vordermannes schwimmt, spart Kraft oder Zeit und kann sich bei einem routinierten Vorausschwimmer sehr einfach orientieren.
Die beiden gängigsten Positionen sind entweder direkt hinter dem Vordermann oder an seiner Seite, wobei euer Kopf zwischen Schulter- und Hüfthöhe der „Zugmaschine“ liegen sollte. Allerdings bedarf es einiger Übung um die optimale Position zu finden und wird im Wettkampfgedränge sicher nicht einfacher als in der Theorie oder im Training. Deshalb lohnt es sich das Wasserschattenschwimmen in das Training zu integrieren und die verschiedenen Positionen einmal zu erfahren.