Triple Ultra Triathlon Lensahn 2022 - die Leiden des jungen M.

Marc Katscheroski hat vor zwei Wochen den Triple Ultra Triathlon in Lensahn auf Platz 6 gefinished. Für die dreifache Ironman-Distanz 11,4 km Schwimmen - 540 km Radfahren - 126,6 km Laufen benötigte der Hobby-Ultra-Triathlet etwas mehr als 50 Stunden. Warum Ultra Triathlon? Wie trainiert man dafür? Wie schafft man es 50 Stunden lang durchzuhalten? Marc nimmt uns mit auf eine beeindruckende Triple Ultra Erfahrung.

Eine Idee reift im Kopf

Es war Ende Oktober 2021 und ich bereitete mich gerade auf meine nächste Langdistanz für Cozumel in Mexico vor als ich immer wieder die Homepage des Triple Ultra Triathlon in Lensahn besuchte und mich fragte, wie man nach 540 km noch einen dreifachen Marathon laufen kann. Es kreisten sich immer wieder diese Gedanken darum da das ein ganz schön hartes Stück werden würde. Nun ja, erstmal die Langdistanz in Mexico unbeschadet überstehen dachte ich mir jedoch im Dezember 2021 hat es mich erwischt und ich hatte den Entschluss gefasst mich für den Triple anzumelden. Die 570,- € Startgebühr empfand ich als recht günstig und die Voraussetzungen für die Teilnahme hatte ich alle erfüllt.
Meine Partnerin konnte es nicht glauben das ich mich doch angemeldet hatte und erinnerte mich immer wieder daran, wie verrückt und gefährlich das werden könnte und was ich mir und meine Körper da überhaupt zumuten würde…. und wer soll dich denn überhaupt begleiten hörte ich ständig in den nächsten Tagen. Egal, ich hatte mich angemeldet und einen Rückzieher gibt es nicht.

Die Vorbereitung

Wie trainiert man eine dreifache Triathlon Langdistanz? Gute Frage, die mir niemand so richtig beantworten konnte, also habe ich für mich komplett Neuland betreten. Eine doppelte Langdistanz hatte ich in 2019 bereits erfolgreich absolviert daher war mir klar, dass ich vor allem schwimmen und Radfahren trainieren musste da ich nicht schon beim Schwimmen ausscheiden wollte bzw. diese Disziplinen nicht ganz so auf die Knie gehen, als wenn ich ständig 50 km Läufe trainieren würde. Da ich aus dem Laufsport komme habe ich diese Disziplin zunächst vernachlässigt.

Um Weihnachten 2021 ging es los und ich habe mir meinen Rollentrainer eingerichtet und mich zunächst auf den Mallorca 312 (Anm. d. Redaktion: dabei handelt es sich um ein 312 km langes Radsport-Event auf Mallorca) vorbereitet um diesen Wettkampf Ende April als Gradmesser für mein Training zu nehmen. Den Wettkampf auf Mallorca mit 312 km und ca. 5000 Höhenmeter habe ich locker weggesteckt und wieder empfand ich mein Training als richtig also wurde jetzt mehr und längere Strecken auf dem Rollentrainer trainiert, ganz nebenbei habe ich mein Schwimmtraining von 3000 m je Schwimmeinheit zweimal die Woche auf 4000 bis 4500 m erhöht.

Zwei Monate vor dem Wettkampf in Lensahn hatte ich den einen oder anderen langen Lauf absolviert, der nie über 30 km hinausging daher wurde es höchste Zeit mein Lauftraining zu intensivieren daher kam mir ein kostenloser Startplatz beim Marathon gerade recht den ich mit Bravour und ohne Probleme meisterte trotz hohen Temperaturen von 27°C. Knapp drei Wochen später ging es zu meinen letzten Testwettkampf nach Holland zum „Frysman“ wo ich die Triathlon Langdistanz lediglich als Training ansah. Verrückt dachte ich nur, was für alle Triathleten das Highlight bedeutet ist für mich lediglich ein Training. Den „Frysman“ habe ich in 10:57,34 Stunden gefinished …. und das soll ich jetzt noch zweimal machen? Erste Zweifel kamen auf, zu hart, zu lang, zu heftig, packe ich das überhaupt?
Die nachfolgenden Tage wurde weiter nach meinem Plan im Kopf trainiert und ich habe mir auf die Fahne geschrieben das ich mindestens 12 km schwimmen und ca. 400 km Rennrad in der Woche trainieren wollte, Laufen habe ich sträflich vernachlässigt da mir die Zeit ausging und ich ja noch arbeiten sowie schlafen musste.

"Team Katsche" - es geht los

Da sich meine Partnerin zwischenzeitlich verletzt hatte und nicht an Ihrem Wettkampf Ende Juli teilnehmen konnte, wollte sie mich beim Triple begleiten sowie meine Tochter und Ihr Freund.

Wir vier bildeten das „Team Katsche“ und erklärtes Ziel war mich über die Ziellinie zu bringen.

Jedes Mitglied durfte seine Wünsche in Sachen Verpflegung äußern damit kein Unmut aufkommt am kommenden Wochenende. Ich hatte mir einen Camper gemietet und meine Tochter fuhr mit dem PKW die 380 km nach. Oben in Lensahn (Schleswig-Holstein) angekommen wurden wir herzlich begrüßt und wir haben uns einen strategisch guten Platz an der Rennradstrecke mit dem Pavillon und Camper gesichert. Für die Athleten und der Crew wurde ein Athletenzelt aufgestellt mit Kühl- und Gefrierschrank, Mikrowelle, Kochgelegenheit und Waschmaschine. Es gab noch eine Bar, Kuchenbuffet, frisch belegte Brötchen wurden morgens geschmiert, ein Pommes- und Eiswagen sowie einen Stand mit Wasser und Obst für die Läufer standen auch bereit.
Bei der anschließenden Wettkampfbesprechung und Athletenvorstellung wurde recht schnell klar das dort Frauen und Männer an den Start gehen die Wiederholungstäter und in Lensahn alte Bekannte waren. Der Jüngste Teilnehmer aus Polen war gerade mal 18 Jahre alt, der älteste knapp 70 Jahre der auch schon 16-mal teilgenommen hatte. Neben den zahlreichen deutschen Teilnehmer waren auch eine Menge Polen, Engländer, Dänen und Franzosen vor Ort. Es wurde laut vorgelesen welcher Athlet über welche Wettkampferfahrung verfügt und die Liste an Verrücktheiten wurde immer länger und länger. Wahnsinn, womit die Leute Ihre Freizeit so verbringen, grinste ich mir einen. Bei der nachfolgenden Pasta-Party wurden Kontakte geknüpft und letzte Fragen gestellt, bevor es ins Bett ging.

Der Start ins Ultra-Abenteuer

Am Freitag Morgen (29.07.) um 7 Uhr sollte das Abenteuer beginnen. Leider war die Nacht vor dem Wettkampf nicht so gut wie die davor und recht kurz. Ziemlich nervös bin ich um 5 Uhr aufgestanden und habe die letzten Dinge in den Pavillon getragen und habe mich um kurz nach sechs Uhr in Richtung Freibad gemacht. Neo an, Badekappe und Schwimmbrille auf und ab ins Wasser - START!

Nun galt es, diese 50 m Bahn 228-mal zu bewältigen, um den 11,4 km Schwimm-Part zu eliminieren.

Ob eine Schwimmbahn erfolgreich bewältigt wurde und wieviel Meter man geschwommen ist, wurde einzig dem Schwimmzähler-TEAM vorbehalten, das der Veranstalter stellt - die zählenden Personen durften unter keinen Umständen angesprochen werden. Es wurde recht schnell klar, dass ich von den fünf Athleten auf meiner Bahn der Langsamste war, also dachte ich mir „ruhig Blut“ und einfach konzentriert mein Trainingsprogramm abspulen. Ab 8000 m hatte ich immer ein leichtes Krampfgefühl in beiden Waden. Doch immer mal wieder anhalten, trinken und essen halfen am Ende dabei, dass es beherrschbar blieb und nicht schlimmer wurde. Auf die vier anderen Teilnehmer auf meiner Bahn hatten ich am Ende ca. 900 m Rückstand als diese das Wasser verlassen hatten.

"Wir sehen uns eh gleich alle wieder", dachte ich lachend zu mir und habe die restlichen Meter allein auf meiner Bahn ziemlich genossen.

Ab aufs Rad

Nach 4:22 Stunden habe ich die 11,4 km schwimmen gepackt und ab ging es zum Umziehen für das Radrennen. Ich hatte sehr genau überlegt welche Radsachen und um genau zu sein welche Radhosen ich einpacke und welchem Sitzpolster ich am meisten vertraue. Bei meiner Anmeldung für den Triple hatte ich die Ausschreibung ganz genau gelesen jedoch später erst erfahren das die Radstrecke auch noch Höhenmeter hatte…. Mist, mein Rollentrainer hatte damals auf dem 8 km Rundkurs jeweils 48 Höhenmeter angezeigt…. 68 Runden á 8 km und dann je Runde noch 48 Höhenmeter…. Moment wir sprechen auch noch von über 3000 Höhenmeter auf der Radstrecke. Verdammt! Ich war sehr erleichtert als ich auf dem Fahrradtacho lediglich 33 Höhenmeter je Runde ablesen konnte daher war ich etwas entspannter jedoch hatte ich ja auch noch 67 Runden vor mir.

Runde um Runde kurbelte ich meine Kilometer weg. Die ersten 200 km waren geschafft und mein TEAM und ich bereiteten uns für die erste Nacht vor: also umziehen, wärmere Sachen an und die vorgeschriebene Beleuchtung ans Rennrad montiert. Mit viel Tape und Kabelbinder haben wir es geschafft mich und mein Rad so Nachttauglich zu machen.

In der tiefen Nacht um ca. 4 Uhr hatte ich mich entschlossen für ca. 80 Minuten Pause zu machen und mich schlafen zu legen. Als ich morgens aufgewacht bin blinzelte die Sonne leicht hervor und ab ging es auf die letzten 240 km Rennradkurs. Mit reichlich Energiedrinks und belegten Brötchen strampelte ich vergnügt in den Tag hinein bis nur noch wenige Runden abzuspulen waren.

Die 540 km Radstrecke habe ich in ca. 27 Stunden bewältigt, insgesamt war ich seit dem Start am Freitag Morgen knapp 33 Stunden unterwegs, es war Samstag Nachmittag als ich zum zweiten Wechsel kam.


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Dicke Beine in der Wechslzone

Runter vom Rad und ab in die Laufsachen - wenn das mal so einfach wäre. In der Wechselzone wurde ich freundlich von meiner Partnerin empfangen, die mir gleich einen Termin für die Massage organisiert hatte. "Ich habe doch keine Zeit für Massage", antwortete ich. Jedoch hat man mich nachdrücklich vom Gegenteil überzeugt ;-) Eine kurze Überlegung und ich lag auf der Massagematte und der Masseur hat sein ganzes Können gezeigt.

Es war eine goldrichtige Entscheidung mich dreißig Minuten durchkneten zu lassen.

Der Masseur und ich haben noch kurz über die zweite anstehende Nacht gesprochen und wie er das mit dem Schlafstrategie machen würde. Nach einer herzlichen Verabschiedung ging ich auf die erste Laufrunde, die ich mit einer 6er Pace anging, um zu testen in wieweit die Muskulatur gelitten hat. Zu meiner Verwunderung schien erstmal alles gut zu sein jedoch habe ich nach und nach Tempo rausgenommen und mich schließlich auf einer 6:35 Pace eingependelt.

Dieses Tempo habe ich bis zum ersten Halbmarathon durchgehalten und mit kurzen Trinkpausen konnte ich meinen ersten Marathon in Netto 4:36 Stunden schaffen. Den zweiten Marathon setzte ich ähnlich fort, jedoch wurden Geh- und Laufpausen immer häufiger und länger - ich merkte zum Ende des zweiten Marathons die Müdigkeit. Es war die zweite Nacht in meinem Rennen. Kurz nachdem ich die zweite Marathondistanz absolviert hatte, legte mich erneut für 90 Minuten schlafen, die sehr dringend nötig waren.

Endgegner: der dritte Marathon

Der Endgegner stand an: die letzte Marathondistanz von den gesamt 126,6 km Laufstrecke war "nur" noch zu bewältigen. Laufen, gehen, laufen, gehen und so weiter... 

Wie bei den wenigen anderen Athleten, die mit mir nachts die Laufstrecke bewältigten, war nicht mehr viel Energie im Körper und erneut brauchte ich eine kurze Pause und Schlaf. In den kalten und verschwitzten Laufsachen hatte ich es mir auf den Gartenstuhl mit einer Decke gemütlich gemacht und nochmal eine Stunde schlaf gegönnt.

Krimi im Kopf

"Auf geht´s, Zähne zusammenbeißen", sagte ich mir und da viel der Satz von dem Freund meiner Tochter „Wenn du dich beeilst, kannst du noch den Platz 8 schaffen“.
Oh mein Gott, dachte ich mir…. Ich will nur überleben und durchkommen, an eine gute Platzierung hatte ich nicht gedacht. Verdammt, mir wurde etwas im Kopf gepflanzt und nun drehte sich Runde um Runde alles um Platzierungen, wer ist vor mir, welchen Platz hat der wohl, was wäre wenn…der Horror im Kopf beginnt.

Einige Runden vor dem Ziel wurde ich tatsächlich von einem Teilnehmer gefragt wieviel Runden ich noch hätte und man gab mir zu verstehen, dass wir jetzt in Konkurrenz stehen und er direkt hinter mir sein und meine Platzierung anfechten wollte. Was Derjenige nicht wusste: ich hatte mich mittlerweile auf Platz 6 vorgearbeitet und wollte jetzt nicht mehr lockerlassen. Ich rannte, was noch in den Beinen war! Eigentlich bekloppt, wenn man bedenkt, dass ich noch mehr als sieben Stunden Zeit hätte, um das Ziel zu erreichen... ;-)

Zieleinlauf mit Kniefall

Wenige Runden vor meinem Finish habe ich im Zielbereich Moderator Bernhard (toller Typ) abgefangen und ihm eine sehr vertrauliche Nachricht zukommen lassen. Bernhard hatte ein breites Grinsen im Gesicht und gab mir zu verstehen, dass er alles Weitere in die Wege leitet.
Noch zwei Runden bis ins Ziel und ich habe mein Team motiviert, alles für die letzte Runde vorzubereiten: wir hatten extra TEAM T-Shirts für den Zieleinlauf anfertigen lassen.

Die letzte Runde wird in Lensahn traditionell entgegen allen Teilnehmern gelaufen, um sich zu verabschieden.

Mit Landesflagge in der Hand und dem Freund meiner Tochter ging es in unglaublichen Tempo Richtung Ziel - dort wartete nun noch eine wichtige Aufgabe auf mich...
Nach 50 Stunden, 44 Minuten und 34 Sekunden habe ich sichtlich gezeichnet die Ziellinie übertreten.
Nach dem kurzen Blitzlichtgewitter und der Information, dass ich den 6. Platz belegt hatte, wurde mir feierlich das Mikrofon von Bernhard übergeben und alle Kameras waren auf mich gerichtet wie besprochen.

Nach einer kurzen Danksagung an mein Team, dem Veranstalter und allen Helfern galt meine besondere Aufmerksamkeit nur noch einer Person:
Cindy, meine Lebensgefährtin, mit der ich mehr als 19 Jahre zusammen bin galt mein besonderer Dank. Es ist unglaublich, was diese Frau alles ertragen musste mit mir und wir immer noch zusammen sind, also wagte ich den nächsten Schritt und ging auf die Knie und habe einen Heiratsantrag gemacht. Sichtlich verwirrt hat Sie „JA“ gesagt……. Party On

Die nachfolgenden Stunden mit hochgelegten Beinen und im Halbschlaf konnte ich die restlichen Athleten verfolgen, wie diese um den Einzug ins Ziel kämpften. Nach 57 Stunden und 32 Minuten ist der letzte Teilnehmer durch das Ziel gelaufen. Die Siegerehrung konnte beginnen - pünktlich zur Siegerehrung fing es in Strömen an, zu regnen. Man beeilte sich. Dennoch wurde hierbei auch allen beteiligen Helferinnen und Helfer und fleißigen Hände gedankt. Ohne freiwillige Helfer & Sponsoren kein Wettkampf und dafür auch von mir noch einmal ein herzliches Dankeschön.

Fazit

Hart, härter, Triple Ultra Triathlon!
Es war eine super Veranstaltung, sehr herzlich und hilfsbereit - die Stadt und die Menschen. Wer sich jedoch für einen Triple Ultra Triathlon anmeldet, sollte sich im Klaren sein was diese Distanz und Dauer bedeutet - physisch und psychisch. Es gab Zeiten im Wettkampf - da bist du wirklich nur noch am Fluchen und kein Gel oder Getränk dieser Welt verbessern deine Situation. Gewonnen wird im Kopf und dieser sollte auf „ZIEL“ programmiert werden. Ob ich nochmal wiederkomme... ich weiß noch nicht, wie es meiner zukünftigen Frau erklären soll, aber „JA, ich will“!

Ergebnisse


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1 Kommentar

Triathlet

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Packender Bericht, aber vor der Veröffentlichung wäre eine Kontrolle auf Rechtschreibung und Zeichensetzung sinnvoll gewesen ;-)

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