Ein rekordverdächtiger Zuschaueransturm, glückliche Athletengesichter und Triathlon pur: Die 40. Ausgabe des Allgäu Triathlons sorgte für ein aufregendes Sportwochenende in Bühl am Alpsee – und das dürfte nicht nur den Gewinnern in guter Erinnerung bleiben.
Triathlon Allgäu endlich wieder beim Alten
Endlich wieder Triathlon im Allgäu, wie ihn die Szene liebt: Nach der coronabedingten Eventabsage in 2020 sowie der eingeschränkten Ausgabe im vergangenen Jahr, konnte der Allgäu Triathlon 2022 am heutigen Sonntag in gewohnter Manier ausgetragen werden.
Von der Startnummernausgabe an der Seebühne, über die Pasta-Party am Vorabend bis hin zum Schwimmen inklusive Landgang: Der “Kult”, wie der Allgäu Triathlon liebevoll in der Sportwelt genannt wird, kehrte an den Alpsee zurück – und das in seiner bereits 40. Auflage seit der Erstaustragung 1983.
Lediglich die Schwimmstrecke musst aufgrund des Alpsee-Hochwassers noch kurzfristig leicht verändert werden, sonst war alles wieder beim Alten, so wie die 2800 Teilnehmer sich das gewünscht hatten. Und auch das Wetter war ganz nach Wunsch. Die Regenschauer der Woche hatten sich verzogen und es schien, nach anfänglichem Nebelschwaden über dem Alpsee, den ganzen Tag über die Sonne.
Newcomer und Erfahrene Triathlon-Profis zu Gast im Allgäu
Für Furore konnte auch die Teilnahme deutscher Triathlon-Prominenz sorgen. Zum ersten Mal gab sich beispielsweise die fünfmalige Langdistanz-Siegerin Daniela Bleymehl die Ehre im Allgäu. Sie ging auf der CLASSIC-Distanz (1,9 km Schwimmen - 84 km Radfahren - 20 km Laufen) an den Start – ebenso wie Profi-Triathlet Nils Frommhold. Für ihn galt es, sich in einem starken Feld zu behaupten, das mit Thomas Ott (Gemünden) gleich einen Vertreter der nächsten Generation aus dem eigenen Team zu bieten hatte.
Es waren auch Ott und Frommhold, die dem prestigeträchtigen Mitteldistanz-Rennen von Anfang an ihren Stempel aufdrückten. Doch während Ott nach starkem Schwimmen und Radfahren den Start-Ziel-Sieg unter Dach und Fach brachte, konnte Frommhold das Tempo nicht hoch halten. Von hinten stürmte der Australier Joel Wooldridge (Sydney) vorbei, der mit der schnellsten Laufzeit Silber holte. Dritter wurde, nach einem spannende Duell auf der Laufstrecke, Julian Großkopf (Waiblingen). Frommhold kam mit Atemproblemen beim Laufen am Ende nicht unter die besten Zehn, erwies dem Rennen mit seinem Finish aber dennoch die Ehre.
Bei den Frauen wurde Daniela Bleymehl ihrer Favoritinnen-Rolle gerecht. Die Darmstädterin, die dieses Jahr bereits die IRONMAN-Rennen in Südafrika und Frankfurt für sich entschied, siegte letztendlich ungefährdet. Zwar setzte die Niederländerin Els Visser (Utrecht) lange Akzente auf der anspruchsvollen Radstrecke, war aber beim Laufen letztendlich chancenlos. Die beiden Top-Damen spielte in ihrer eigenen Liga und kamen mit über 10 Minuten Vorsprung ins Ziel. Bundesliga-Athletin Maria Paulig kam auf einen starken dritten Rang hinter den beiden Weltklasse-Sportlerinnen.
Bleymehl zeigte sich nach dem Zieleinlauf begeistert von der Stimmung im Allgäu: „Wenn man eine echte Triathlon-Party sucht, dann findet man sie hier. Das Rennen war für mich ein guter Härtetest auf dem Weg nach Hawaii und mit dem Sieg bin ich natürlich sehr zufrieden.“
Auf der OLYMP-Strecke (1,5 km Schwimmen, 44 km Radfahren, 10 km Laufen) konnte Vorjahressiegerin Kati Krüger (Ergste) ihre Erfahrung ausspielen und siegte überlegen mit der schnellsten Schwimm- und Radzeit des Tages. Es folgten Anna Heyder (Dresden) und Mira Marie Hippe (Köln).
Der Herren-Titel beim OLYMP ging an Fabian Kraft (Erlangen), der sich gegen Lukas Stengel (Göppersdorf) durchsetzte. Der für Ingolstadt startende Neilan Kempmann komplettierte das Podium. Alle drei Athleten sind auf den kurzen Strecken keine Unbekannten und duellieren sich sonst in der Triathlon Bundesliga.
Auf der SPRINT-Strecke siegte Anna Hautmann vor Katharina Rittel und Vanessa Baumeister. Damit gingen alle Podiumsplatzierungen auf der kurzen Distanz (0,5 km Schwimmen - 26 km Rad fahren - 5 km Laufen) an lokale Athletinnen aus dem Allgäu.
Bei den Herren gewann den SPRINT ein Athlet aus dem hohen Norden. Lukas Stüfen (Bargteheide) kam vor Moritz Speh (Ravensburg) und Finn Sattler (Kempten) zum Zieleinlauf in Bühl am Alpsee.
20.000 Zuschauer feiern Promis, Hobby- und Spitzensportler
Die Rennen der Hobby- und Spitzentriathleten aus zwei dutzend Nationen verfolgten über 15.000 Zuschauern direkt am Alpsee und weitere 10.000 Triathlon-Fans entlang der Strecken. Klassische Strecken mit den legendären Stimmungsnestern am Kalvarienberg in Immenstadt und dem Kuhsteig am Bühl, wo die Stimmung von DJs angefeuert wurde.
Paralympics Sportlerin Sarah Hundert (Luxemburg) bewältigte, gemeinsam mit ihrer Trainingspartnerin und Physiotherapeutin Milena Bauch (Immenstadt), erneut die
Herausforderung. Die Rollstuhlsportlerin Hundert benötigte 3:12 h für ihren Allgäu Triathlon.
Eine Charity-Staffel mit Britta Steffen, Andriy Grivko und Evi Sachenbacher-Stehle belegte einen starken dritten Rang. Die Schwimm-Olympiasiegerin, der Tour de France-Fahrer und die Langläuferin starteten für die Stiftung von Alexander Zverev, welche sich der Erforschung von Diabetes Typ 1 widmet. Dabei war Wintersportlerin Sachenbacher-Stehle kurzfristig für den durch Krankheit ausgefallenen Mischa Zverev eingesprungen. Der Bruder des Tennis-Weltranglisten-Zweiten Alexander Zverev ließ es sich aber nicht nehmen die Stimmung am Großen Alpsee zu genießen.
Helfer im Dauereinsatz und positives Fazit
Mit rund 700 Helfern ist der Allgäu Triathlon ist auch in Sachen Ehrenamt Spitze. Zahlreiche Gemeinden, Freiwillige aus ganz Deutschland und die Behörden machten das Event, zusammen mit allen Sponsoren, überhaupt erst möglich. Die Allgäuer Gastfreundschaft und die professionelle Durchführung der Allgäuer Agentur 808project hatte dafür gesorgt, dass der Allgäu Triathlon zuletzt zwei Mal in Folge zum besten Rennen bei den Triathlon-Awards gewählt wurde. Das dürfe, wenn es nach Rennleiter Christoph Fürleger geht, sich gerne wiederholen. Er zog ein positives Fazit “Das Wetter hat mitgespielt, es gab Party-Stimmung entlang der Strecken zu erleben und wir haben unzählige Athleten glücklich im Ziel gebracht. Das ist unter Strich das, was wir als Team gerne erreichen wollen”.